“The Gorge” ist ein Film, der trotz seiner Schwächen eine spannende und unterhaltsame Erfahrung bietet. Gesehen auf Apple TV+ an einem kalten Winterabend, hinterlässt er einen unperfekten, aber charmanten Eindruck. Bewusst setzt der Film auf ein B-Movie-Feeling, das an eine nostalgische Actionfilm-Nacht mit Freunden erinnert.
Die Prämisse – Mehr als nur ein wackeliger Auftrag?
Die Handlung dreht sich um zwei Elite-Scharfschützen, Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy), die einen riesigen Canyon bewachen sollen. Doch dieser Ort verbirgt ein düsteres Geheimnis: Die Schlucht könnte ein Portal zur Hölle sein. Während die Geschichte spannende Elemente bietet, verliert sich der Film gelegentlich in überzogenen Szenen und abrupten Genrewechseln. Ein alter Wächter der Schlucht warnt: „Man kann so viele Geheimnisse vergraben, bis der Friedhof keinen Platz mehr hat.“
Die Charaktere – Ein ungleiches Duo, das fesselt
Levi ist der stoische Veteran mit einer bewegten Vergangenheit, während Drasa mit ihrer energiegeladenen Art für Dynamik sorgt. Ihre spontane Art, wie das Aufdrehen von „Blitzkrieg Bop“, um Levi herauszufordern, verleiht ihr Authentizität. Zwar wirkt die Chemie zwischen den beiden nicht immer überzeugend, doch genau diese kleinen Unebenheiten machen den Film menschlich und nahbar.
Visuelle Umsetzung und Action-Szenen
Regisseur Scott Derrickson setzt auf eine Mischung aus praktischen Effekten und CGI, die an die Actionfilme der 80er erinnert. Besonders die Kämpfe gegen die grotesken „Hollow Men“ wirken wie eine Hommage an Sam Raimis Horror-Action-Ästhetik. Besonders beeindruckend ist eine Szene mit einem Jeep, die den Puls in die Höhe treibt. Allerdings verliert der Film in der Mitte an narrativer Klarheit.
Der Soundtrack – Ein treibendes Element
Die Musik von Trent Reznor und Atticus Ross hebt die Action-Szenen auf ein neues Level. Die treibenden Beats verstärken das Geschehen und verleihen dem Film eine zusätzliche emotionale Tiefe. In manchen Momenten treibt der Soundtrack das Geschehen so stark an, dass man sich mitten im Geschehen fühlt.
Gesellschaftliche und politische Untertöne
Trotz seiner Action-Orientierung enthält “The Gorge” subtile Anspielungen auf Machtstrukturen und Geheimhaltung, die zum Nachdenken anregen. Der Film spielt mit der Idee, wie viel sich verbergen lässt, bis es zu viel wird. Diese Aspekte fügen der Erzählung eine tiefere Ebene hinzu.
Tonale Schwankungen – Unbeständig, aber ehrlich
Der Film leidet unter einem unausgewogenen Erzähltempo. Während der Anfang zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen, eskaliert die Handlung später fast chaotisch. Das abrupte Ende verstärkt den Eindruck, dass der Film nicht genau weiß, wohin er möchte. Dennoch entfaltet er in einigen Momenten seinen eigenen, wilden Charme.
Persönliche Seherfahrung – Ein Abend, der in Erinnerung bleibt
“The Gorge” ist perfekt für einen entspannten Filmabend mit Freunden. Die Mischung aus spektakulärer Action, überzogenen Dialogen und einer Prise absurder Romantik macht den Film trotz seiner Mängel unterhaltsam. Es war einer dieser Abende, an denen man sich einfach treiben lassen konnte – ohne zu viel nachzudenken.
Fazit – Ein Film, der trotz aller Schwächen überzeugt
Der Film bietet keine perfekte Handlung, sondern lebt von seinem eigenwilligen B-Movie-Charme. Die Mischung aus Action, Humor und einem herausragenden Soundtrack macht ihn zu einem sehenswerten Erlebnis – besonders für Fans von unkonventionellen Actionfilmen.
Bewertung: 6 von 10 Punkten
Zum Vergleich:
- Kritiker bemängelten die sprunghafte Erzählweise und oberflächliche Handlung.
- Die visuelle Umsetzung und der Soundtrack wurden positiv hervorgehoben.
- Auf Bewertungsplattformen rangiert der Film meist zwischen 5,8 und 6/10 Punkten.
Insgesamt bietet “The Gorge” unterhaltsame Action mit nostalgischem Charme, leidet jedoch unter einer ungleichmäßigen Erzählstruktur und übertriebenen Genre-Wechseln.